Es werden wohl wieder Tränen fließen

Beim Landsberg X-Press geht am Mittwoch eine Ära zu Ende. Knut Dins, der den Verein mit gegründet hat, tritt nach zehn Jahren als Vorsitzender zurück.

Footballer sind harte Kerle – jedenfalls auf dem Feld. Aber sie können auch ganz anders. „Ich habe nie Pipi in den Augen“, das beteuert der Vorsitzende des Landsberg X-Press gerne. Knut Dins war auch Footballer – ein richtig guter, denn er spielte auch in der 1. Bundesliga.

Doch der harte Kerl auf dem Feld kann auch anders, denn als „sein“ Landsberg X-Press den Aufstieg in die Regionalliga schaffte, glänzten seine Augen verdächtig – so auch, als er nach dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison offiziell verabschiedet worden ist.

Mehr Zeit für die Familie

Am heutigen Mittwochabend stehen die Neuwahlen beim Landsberg X-Press auf dem Programm und eines steht fest: Der Verein wird einen neuen Vorsitzenden bekommen. „Bei der Abschiedsrede wird es sicher noch mal emotional“, blickt Dins voraus, der dazu steht: „Das ist doch auch menschlich“. Und trotzdem sei das „lachende Auge größer als das weinende“, wenn er heute seinen Abschied nimmt: Zum Schluss sei es für ihn mit Arbeit und Familie einfach zu viel geworden. „Ich bin durch meinen Job so viel unterwegs und ich will ja auch Zeit mit meiner Familie verbringen“, sagt Dins. Seine Tochter Lisa wurde vor ein paar Tagen drei Jahre alt.

Jetzt habe man eine Konstellation für die Vereinsführung gefunden, da könne er mit gutem Gewissen abtreten. Schließlich soll die Arbeit und Zeit, die er in den Verein gesteckt hat, nicht umsonst sein: „Als wir 2008 im Winter unser erstes Training hatten, waren über 50 Leute da, das war überwältigend“, erinnert er sich an einen der schönsten Momente. „Dann konnten wir den Verein kontinuierlich erweitern, die Jugend einbinden. Es ist einfach eine schöne Sache, wie schnell der Verein gewachsen ist“, blickt er zurück und auch noch mal heute Abend bei der – sicher emotionalen – Abschiedsrede.

Der Vize macht weiter

„Der Spruch ,Ich habe nie Pipi in den Augen’ ist bei uns schon ein Running-Gag“, sagt Harald Göbel, der zweite Vorsitzende. Zusammen mit Dins und einigen anderen hatte Göbel vor zehn Jahren den X-Press gegründet. Im Jahr 2000 hatte man den Landsberg Express auflösen müssen – finanzielle Probleme sorgten für das Aus. Sieben Jahre später wurde der Landsberg X-Press gegründet und seitdem steht Dins dem Verein vor, mit Göbel als Stellvertreter. Und Göbel wird auch weitermachen. „Alle Positionen neu zu besetzen ist, glaube ich, nicht so gut. Ich mache noch zwei Jahre weiter, aber es kommen junge Leute nach, und das ist gut.“ Für alle Posten, die heute Abend zu besetzen sind, stehen Kandidaten zur Verfügung – auch für den des Vorsitzenden. „Jetzt geht es nur darum, dass sie gewählt werden“, so Göbel.

Das sollte eigentlich nur Formsache sein, da es sich um Personen handelt, die schon lange eng mit dem Sport verbunden sind. So, wie Dins und Göbel. „Es war eine supertolle Zeit, die wir hatten“, blickt Göbel zurück. Fast aus dem Nichts habe sich ein Verein entwickelt, „der sich in Bayern sportlich und auch in anderen Bereichen etabliert hat“. Speziell auch im Landkreis, freut sich Harald Göbel. „Über die Jahre hinweg ist die Zuschauerzahl konstant gestiegen, inzwischen haben wir einen Schnitt von 350 bis 380 Zuschauer.“ Man verfüge über treue Fans, treue Sponsoren und eine „super Stimmung“ – auch wirtschaftlich stehe der Verein auf gesunden Beinen, „da ist es leichter, die Führung zu übergeben“.

Es gab auch schwere Zeiten

Neben den schönen Momenten, wie eben den Aufstieg in die Regionalliga – „Wir wurden damals vom OB beim Stadtfest auf der Bühne beglückwünscht“ – haben die beiden aber auch sehr schwere Zeiten hinter sich. „Es sind auch Spieler gestorben, das hat uns beide sehr tief getroffen.“ So zum Beispiel, als X-Press-Quarterback Chris Beckham 2011 ganz überraschend starb. „Das schweißt zusammen“, sagt Göbel. Und ganz auseinandergerissen wird die Verbindung auch nicht: Knut Dins wird weiter „die Stimme im Stadion“ bleiben und die Heimspiele des X-Press auch den Laien verständlich erklären.

Text: Margit Messelhäuser | Landsberger Tagblatt 22.Nov 2018