Wir sind Meister – 48:25 Auswärtssieg in Amberg

Es ist geschafft! Der Landsberg X-PRESS ist Meister der Regionalliga Süd 2023. Durch den 48:25 Sieg (13:13-14:6-7:0-14:6) am vergangenen Sonntag bei den Amberg Mad Bulldogs sind wir vom ersten Tabellenplatz nicht mehr zu verdrängen, egal wie der Verfolger Neu-Ulm Spartans seine letzten beiden Partien bestreitet. Nach zehn Jahren holen die X-Men mal wieder eine Meisterschaft an den Lech. Gratulation ans Team und alle Funktionäre, Helfer und Trainer.

Der X-PRESS musste sich in der Oberpfalz nicht nur gegen die „Dawgs“ behaupten, sondern auch Sturm und Regen trotzen. Amberg konnte befreit aufspielen, denn der Klassenerhalt ist ihnen sicher. In den ersten Minuten glich der Ball einem widerwilligen Fisch in den Händen der Spieler. Er sprang wild umher und war kaum zu bändigen. Trotzdem gelangen den X-Men die ersten Punkte, und zwar auf kuriose Art und Weise: ein Amberger Spieler hatte anscheinend einen Blackout, denn er berührte das Ei nach dem Punt der Landsberger, allerdings nahm er ihn nicht auf. Dadurch war der Ball „frei“ und Devion Young reagierte geistesgegenwärtig und begrub ihn unter sich in der Endzone. Touchdown! Den „Point after Touchdown“ (PAT) ließ Hannes Haug aus. Durch das Gastgeschenk führte der X-PRESS 6:0.

Kampfgeist war gefragt

Danach zeigte sich allerdings die Nervosität beim Team von Headcoach Gabriel Chambers oder aber man wollte sich ebenso großzügig zeigen. Landsbergs Quarterback Lukas Saurwein unterlief ein Fumble, er kassierte einen Sack und ehe man sich versah, lagen die Hausherren mit 13:6 vorne. Doch Saurwein fand zurück in die Partie, warf schön auf Brayent Hayes, der zum Touchdown vollendete. Hannes Haug gelang der Extrapunkt und das erste Viertel endete 13:13.

Im nächsten Spielabschnitt vergeigte der X-PRESS zunächst ein Fieldgoal, aber Patrick Hoffmann zeigte durch eine Interception, dass die Landsberger langsam Selbstvertrauen gewannen. Es folgten einige schöne Läufe beim übernächsten Drive der Gäste und Lukas Saurwein sorgte für den Touchdown. Hannes Haug ließ sich beim PAT nicht lumpen: 20:13 für den X-PRESS. Aber noch gaben sich die Dawgs nicht geschlagen und verkürzten auf 20:19. Doch 11 Sekunden vor der Pause legte Justin Willis einen famosen Kickoff Return auf den mittlerweile schlammigen Untergrund: Er lief bis zur 25 Yard Linie und schuf damit das Fundament für den folgenden Pass, bei 4 Sekunden auf der Uhr, auf Rookie Patrick Brüsselbach und die Extrapunkte durch Haug. Mit dem 27:19 ging es zum Pausentee.

Der X-PRESS dreht auf

Nach dem Seitenwechsel waren die X-Men endgültig in der Spur und X-PRESS Präsident Markus Gruberbauer verteilte ein Extralob: „Brandon Watkins war ein Arbeitstier. Er hat gezeigt, dass er diesen Sieg unbedingt wollte.“ Nachdem die Defensive durch eine starke Leistung den Drive der Amberger unterbunden hatte, erhöhten Watkins per Touchdown und Haug durch den Extrapunkt auf 34:19. Die nächsten Minuten gehörten der Defensive um Devion Young, die nach einer Interception der Dawgs schlimmeres verhinderte. Coach Gabriel Chambers sorgte schließlich selbst durch einen Touchdown für die Vorentscheidung. Haug traf ebenfalls: 41:19. Brayent Hayes gelang noch ein sehenswerter Lauf, Haug ein weiterer Extrapunkt und beim Stande von 48:19 begannen an der Seitenlinie vorsichtig die Feierlichkeiten. Der finale Touchdown der Mad Bulldogs zum abschließenden 48:25 sei aber nicht unterschlagen.

Direkt im Anschluss des Spiels gratulierte AFVBy Vize-Präsidentin Heike Haslbeck und überreichte Lukas Saurwein und Brandon Watkins den Meisterschaftspokal. Dann brachen alle Dämme und die Meisterschaft wurde trotz Sauwetter gebührend gefeiert. 470 Punkte hat die Offensive im Laufe der Saison erzielt, damit liegt sie weit über dem Schnitt der Liga. Und nur die Rams (163) und Spartaner (144) haben derzeit weniger Gegenpunkte als Landsberg (242) kassiert – aber die müssen beide noch zweimal ran. Der Landsberg X-PRESS geht als verdienter Meister der Regionalliga Süd 2023 in die Annalen ein.

Stimmen zum Saisonfinale

Lassen wir die Protagonisten zu Wort kommen. Unser Präsident Markus Gruberbauer: „Ich bin megastolz auf die Jungs, denn sie haben es extrem gut gemacht und sich diese Meisterschaft absolut verdient. Aber ich möchte auch allen danken, die drumherum gearbeitet haben und ganz besonders den Fans, die uns sogar bei diesem Wetter in Amberg unterstützt haben. Es war an der Zeit, dass wir ihnen diesen Titel geben. Aber auch ich bin total happy und tatsächlich ein bisschen sprachlos.“

Und wer unseren Präsidenten kennt, weiß, dass das nicht allzu oft der Fall ist. Aber was ist mit dem Aufstieg? „Wir werden uns in den nächsten Tagen mit den Trainern, der Mannschaft und dem Vorstand zusammensetzen und alles genau analysieren. Es gibt viele Faktoren, die beachtet werden müssen. Unsere Entscheidung wird in den nächsten Wochen fallen und dann werden wir sie bekannt geben.“

Vize Harald Göbel: „Ich bin nun seit 2007 als Vize dabei und empfinde nun eine riesige Freude. Ich bin so stolz auf die Mannschaft, die immer wieder Moral bewiesen hat und sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen hat. Der Verein hat eine tolle Entwicklung genommen und auch unsere Jugendarbeit hat Früchte gezeigt. Lukas Saurwein ist das beste Beispiel. Wir sind auf einem guten Weg. Mein Dank gilt den tollen Zuschauer, von denen andere Vereine nur träumen können. Außerdem danke ich dem Trainerteam, Peggy Schaller, Al Brosch und auch meiner Tochter Alexandra, die uns viel Arbeit abgenommen hat. Wir sind gemeinsam ein Riesenteam!“

Headcoach Gabriel Chambers: „Ich fühle mich gut, aber noch besser sollte sich das Team fühlen, das sich diesen Erfolg so hart erarbeitet hat. Wir hatten so viele Hochs und Tiefs, aber die Jungs haben Herz gezeigt und gekämpft. Auch nachdem wir am Anfang zwei Niederlagen hatten und niemand mehr mit uns gerechnet hat, sind sie als Team zusammengewachsen. Bin ich überrascht? Nein, ich bin geschockt – im positiven Sinne. Es hat sich ein sensationeller Teamgeist entwickelt, jeder hat eine Reaktion gezeigt, wenn es mal nicht so lief. Mein Dank gilt der Stadt Landsberg und dem fantastischen Publikum. Außerdem danke ich allen, die hinter den Kulissen großartige Arbeit leisten. Ich hoffe, wir können diesen Erfolg wiederholen.“

Aber auch die Feierlichkeiten sind nicht ohne Nebenwirkungen, denn die Nachricht, dass unser QB Lukas Saurwein für zwei Jahre ausfallen wird, trifft uns hart. Lukas wird in die „Windy City“ nach Chicago, USA, gehen, wo er an einem Trainee-Programm seines Arbeitgebers teilnimmt. Angesichts der Abgänge von Daniel Marsch, Andreas Borchert, Jürgen Wäcker, Dave Finkensieper, Thomas Weile und Simon Annen steht unserem X-PRESS ein mittlerer Umbruch bevor. Doch Lukas macht allen Fans Hoffnung: „Ich bin doch erst 26 und kann in zwei Jahren wieder einsteigen. Dann kann ich noch locker wie Tom Brady 15 Jahre spielen. Und da Landsberg die schönste Stadt der Welt ist, werde ich das auch vielleicht machen. Aber diese berufliche Chance muss ich einfach nutzen.“

„Ich bin sehr froh, dass ich mich mit diesem Erfolg vorübergehend verabschieden kann. Wir sind letztes Jahr knapp an der Meisterschaft vorbei geschrammt, es freut mich für den Verein und die Fans, dass es dieses Jahr geklappt hat. Die Saison ging holprig los, aber dann haben wir acht Spiele in Serie gewonnen, indem wir hart gearbeitet haben. Es war kein Selbstläufer und vielleicht war meine Rippenverletzung nicht unwichtig, denn in dieser Zeit haben die Coaches gesehen, dass auch Brandon für mich einspringen kann. Und danach konnten wir ganz andere Plays auf den Platz bringen.“

„Ich bedanke mich noch einmal beim Verein, dass er mir die Chance gegeben hat, hier Quarterback zu spielen, denn das ist nicht selbstverständlich. Auch ich habe in dieser Saison noch einmal einen großen Schritt gemacht. Und was war das für eine geile Spielzeit! Wir haben vor 1300 Zuschauern Siege gefeiert, das waren unglaubliche Momente. Und vielleicht sieht man mich im nächsten Sommer bei den Heimspielen auf der Tribüne.“

Das war sie also, die Saison 2023 in Regionalliga Süd. Was für ein wilder Ritt mit einem fantastischen Ende als Meister. Nun folgen ebenso spannende Wochen und Monate neben dem Platz. Doch wie immer auch der Wind wehen mag und in welche Richtung wir segeln, es bleibt der Ruf an Bord:

Go BIG GREEN

Text: Dietrich Limper
Fotos: Michael Matschiner