X-MEN gewinnen Spitzenspiel

Krimi beim Landsberg X-PRESS: 47:32 Sieg gegen die Spartaner

Ohne Drama geht es nicht! Anders kann man die Vorgänge vom vergangenen Samstag nicht beschreiben. Unsere X-Men rangen die Neu-Ulm Spartans in einer nervenaufreibenden Partie mit 47:32 (7-3;14-7;6-14;20-8) nieder und beide Teams betrieben am GSCO-Gameday aktive Werbung für den Sport Football. Vor der sensationellen Kulisse von 1.351 Zuschauern im Sportzentrum, holte sich der X-PRESS mit 18:4 Punkten die Tabellenführung der Regionalliga und ist nun auch im direkten Vergleich besser als die Spartaner. Sollte am kommenden Wochenende ein Sieg bei den Amberg Mad Bulldogs eingefahren werden, ist uns die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen.

Es war ein Kraftakt und buchstäblich ein Geschenk des Himmels, denn der Wettergott nahm durchaus Einfluss auf das Spielgeschehen. Schon vor der Partie hielt eine Gewitterwarnung die Mannschaften in den Kabinen und die Zuschauer vor den Toren. Und als die Gäste beim Stand von 27:24 für den X-PRESS Morgenluft witterten, ertönte der Alarm erneut und sorgte für eine Unterbrechung. Die tat der Truppe von Headcoach Gabriel Chambers sichtbar gut. Sie rissen das Spiel wieder an sich und das Ruder herum.

Dabei lief beim X-PRESS in den ersten Minuten eigentlich alles nach Wunsch. Brandon Watkins gelang zügig der erste Touchdown, Hannes Haug der Point after Touchdown (PAT), den gut organisierten Gästen hingegen blieb nur ein Fieldgoal. Das erste Viertel endete mit 7:3. Der X-PRESS behielt die Initiative: Watkins übernahm als Quarterback, schickte Brayent Hayes auf die Reise und in die Endzone, Extrapunkt durch Haug: 14:3. Die Spartaner verkürzten auf 14:10, aber wenig später folgte ein energischer Antritt von Watkins in die Endzone, PAT von Haug: 21:10. Die Sache schien gut zu laufen, zufriedene Gesichter zur Halbzeit.


Die glücklichen Gewinner des Halbzeitkicks – Danke an das CINEPLEX Penzing

Die Spartaner schlagen zurück

Angetrieben von ihrem Quarterback Hunter Sturgeon kamen die Gäste mit viel Verve aus der Kabine. Während sich die X-Men noch sortierten, verkürzten die Spartaner auf 21:17. Trotz eines weiteren Touchdowns von Brandon Watkins ließen die Spartaner sich nicht aus dem Konzept bringen. Ein sehenswerter Pass von Sturgeon und ein Extrapunkt schrumpften den Vorsprung auf nur noch drei Punkte beim Stand von 27:24. Doch dann kam die besagte Unwetterwarnung. Zwar wehte nun ein kräftiger Wind durchs Sportzentrum, aber in den Segeln der Spartaner herrschte Flaute. Brandon Watkins wird auf der Homepage der Neu-Ulmer als „der gefährlichste Angriffsspieler der Liga“ bezeichnet. Und warum das so ist, zeigte er bei einem Lauf, der ihn im Zickzack über den gesamten Platz bis kurz vor die Endzone führte. Das Stadion stand Kopf. Als dann noch Hannes Haug einen Pass von Lukas Saurwein zum Touchdown verwandelte und auch der Extrapunkt zum 34:24 gelang, kannte der Jubel keine Grenzen. Unser Quarterback Lukas Saurwein war angeschlagen in die Partie gegangen und spielte unter starken Schmerzen. Wie gut, dass Watkins mal wieder als Ersatz einspringen konnte. Und er warf einen herrlichen Pass auf Brayent Hayes, der sprintete in die Endzone. Gänsehaut pur. Haug knallte das Leder durch die Stangen: 41:24.

Aber die Spartaner ließen sich nicht hängen. Wieder gelang Sturgeon ein famoser Wurf, auch die 2-Point-Conversion funktionierte und die Gäste waren wieder auf 41:32 dran. Nur noch neun Punkte Vorsprung – zu wenig. Elf Sekunden vor Ende dieser Partie, die viele Nerven und Fingernägel kostete, ging Headcoach Chambers aufs Feld. Brandon Watkins nahm Maß, das Ei flog durch den bereits dunklen Himmel, Chambers griff zu und erreichte mit einem Hechtsprung die Endzone. 47:32! Game Over! Bombenstimmung – welche sogar laut 2. Bürgermeister Felix Bredschneijder im Vorder Anger zu hören war, der das Spiel im Livestream verfolgte. Der erste Platz und damit die Meisterschaft können am kommenden Sonntag, 06. August, 15:00 Uhr, in Amberg zementiert werden. Go Big Green!

Wir haben einige Stimmen zum Spiel eingefangen.

X-PRESS Präsident Markus Gruberbauer: „Wir können das Wetter nicht beeinflussen, aber vor der Unterbrechung hatte Neu-Ulm das Momentum und wir standen ziemlich unter Druck. Man hat gesehen, was sie für ein starkes Team sind. Es war in keiner Phase ein einfaches Spiel für uns, aber das gesamte Team hat gewonnen. Wir bleiben Erster und das wollten wir, aber nun gilt es Amberg zu schlagen und das wird kein Selbstläufer. Wir können es selbst entscheiden. Der Nachmittag war beste Werbung für unseren Sport, auch weil Neu-Ulm nie aufgegeben hat. Und dass bei diesem schwierigen Wetter so viele Fans gekommen sind, ist fantastisch. Mega!“

Spartans Headcoach Daniel Koch: „Schade, dass es nicht gereicht hat, aber Glückwunsch an Landsberg. Die haben sich über die Saison sehr gesteigert, das Hinspiel konnten wir ja noch gewinnen. Heute war es eine überragende Leistung von Landsberg und ein völlig verdienter Sieg. Bei uns geht ein Extralob an Daniel Näßler und Janne Endl, die beide erst in ihrem zweiten Jahr Football spielen. Ich bin sehr stolz auf die Entwicklung, die unser Team genommen hat. Wichtig ist nun, dass wir gut mit dieser Niederlage umgehen. Wir haben noch drei Spiele und wollen mit Siegen unsere tolle Saison krönen.“

X-PRESS Headcoach Gabriel Chambers: „Es war auch für mich ein nervenaufreibendes Spiel. Ich bin stolz auf die Jungs. Jeder wusste, um was es ging. Vor der Unterbrechung hatte ich einige Sorgen, denn Neu-Ulm kam auf und genau davor habe ich immer gewarnt. Denn wenn die Spartaner erst einmal ins Rollen kommen, sind sie schwer zu stoppen. Ich wollte immer guten Football nach Landsberg bringen und heute war der Tag dafür. Am Ende haben wir gewonnen, aber auch Neu-Ulm ist ein starkes Team. Brandon hat eine großartige Leistung gebracht und ich wollte am Ende eigentlich auf ein Fieldgoal gehen. Aber Brandon wollte werfen und auf einmal fiel der Ball in meine Hände. Und dann habe ich den Touchdown gemacht. Es ist einfach super, dass wir mit Lukas und Brandon zwei Leute haben, die Quarterback und Running Back spielen können. Lukas war nicht ganz fit, also hat Brandon übernommen. Das Spiel in Amberg wird schwer, denn sie haben sich über die Saison verbessert. Wir müssen bereit sein.“

X-Men Elias Frank: „Dieser Sieg ist schon emotional und ich finde unser Teamgefüge sehr cool. Wir hatten viele Junge und die Oldies dabei. Jeder hat sich dieses Jahr reingeschmissen und Gas gegeben. Schön, dass es nun für alle Früchte trägt. Aber Neu-Ulm hat es auch gut gespielt, die schweren Jungs von denen haben ordentlich Muskeln und von daher war es ein hartes Spiel, bei dem man den Spartanern zu ihrer Leistung gratulieren muss. Es hätte so oder so ausgehen können. Heute war der Footballgott auf unserer Seite. Und dass Gabriel am Ende den Touchdown macht, kann man im Drehbuch nicht schreiben.“

X-Men Nico Schaller: „Wir müssen uns weiter konzentrieren, um Amberg zu schlagen. Heute war es ein echtes Drama. Nach der Unterbrechung sind wir wieder reingekommen und haben unsere Chance genutzt. Wir hätten am Ende auch ein Fieldgoal machen können, aber dann schnappt sich unser Coach den Ball. Chance genutzt!“

X-Men Devion Young: „Das war eine Achterbahnfahrt, auch mit dem Wetter und allem drumherum. Aber der Sieg zeigt, welchen Charakter wir haben.“

Doch es gab auch wehmütige Nachrichten am GSCO-Gameday, denn gleich sechs X-Men wurden aus unterschiedlichen Gründen verabschiedet. Für Daniel Marsch, Andreas Borchert, Jürgen Wäcker, Dave Finkensieper, Thomas Weile und Simon Annen endet die Zeit beim Landsberg X-PRESS. Thomas Weile hängt die Footballschuhe an den Nagel und blickt zurück: „Mit einem schöneren Spiel kann man seine Karriere eigentlich nicht beenden. Ich war unheimlich nervös und es war ja schließlich auch alles dabei – Höhen und Tiefen. Wir wussten, dass wir mit mehr als neun Punkten gewinnen mussten. Nach der Gewitterpause ist mir kurz die Düse gegangen, aber die Jungs waren einfach geil drauf. Ich habe nun 15 Jahre Football gespielt und davon die letzten vier hier in Landsberg. Die Leute hier sind super und es passte wirklich alles. Jetzt sind Frau und Kinder an der Reihe, aber man wird mich hier bestimmt wieder auf der Tribüne sehen.“

X-PRESS Urgestein Jürgen Wäcker wird ebenfalls mit dem aktiven Sport aufhören. Der 33-jährige Maschinenbauingenieur, der beim Spiel gegen die Spartans nur verletzt zuschauen konnte, zieht bewegt eine Bilanz: „Die Mentalität der Mannschaft ist anscheinend wirklich gefestigt und das war in den letzten Jahren nicht immer so. Ich habe seit 2010 für Landsberg gespielt und von ganz unten bis zur Regionalliga alles mitgemacht. Ich konnte dem Verein beim Wachsen zugeschauen und vielleicht auch ein bisschen mithelfen. Der Vorstand war immer vorneweg, die haben die nächsten Steps gemacht und das Team musste nachziehen. Wenn man heute die vielen Sponsoren sieht und dass wir einen Stream im Internet haben – das ist alles krass. Das war hier früher Bauern-Football, aber nun läuft es richtig gut. Wir haben tolle Coaches und ehemalige Spieler, mit vielen habe ich 13 Jahre zusammengearbeitet. Nun wird es zu einem Generationenwechsel kommen. Schon am Anfang der Saison zeichnete sich ab, dass es bei mir mit Beruf, Familie und Football nicht mehr so gut klappt, denn die Prioritäten verschieben sich. Meine Familie hat so viele Jahre Rücksicht auf mein Hobby genommen, jetzt sind sie dran. Aber ich werde mir so viele Spiele wie möglich von draußen anschauen und derjenige sein, der dummes Zeug von der Tribüne plärrt. Oder ich werde mal ein oder zwei Jahre ganz weg sein, um das Kapitel abzuschließen. Es ist schwer genug mit dem Football aufzuhören. Wir werden sehen, wohin mich mein Weg führt. Vielleicht ins Jugend-Coaching. Ich habe hier allen viel zu verdanken. Der X-PRESS ist und war meine zweite Familie.“

Text: Dietrich Limper
Fotos: Fabian Ehrhardt