Susan Abenthum behauptet sich in einer Männerdomäne. Sie ist neue Chefin des Landsberg X-Press. Warum die Geschäftsfrau selbst nur einmal zum Football gegriffen hat
Sie ist jemand, den man nicht übersehen kann. Dafür sorgt Susan Abenthum mit ihrem selbstbewussten Auftreten, aber auch mit ihrem extravaganten Kleidungsstil. Passend zu den frechen, kurzen, schwarzen Haaren darf es gerne eine schwarze Lederjacke sein. Sie ist groß, aber das tut ihrer Liebe zu hohen Schuhen keinen Abbruch – man trifft sie fast nur in High Heels.
Die Schuhe sind ihre Leidenschaft, mittlerweile besitz Sue Abenthum fast 50 Paar. Die schönsten kann man in einem Regal in ihrem Büro bewundern. „Aber alle werden auch regelmäßig getragen“, meint sie. „Natürlich auch auf dem Sportplatz“, fügt sie hinzu. Einstimmig wurde sie zur neuen Vorsitzenden des Landsberg X-Press gewählt (LT berichtete) und übernimmt damit bei den Footballern den Job von Freund und Vorgänger Knut Dins. Der habe sie zum Spaß schon früher manchmal die „heimliche Chefin“ genannt, da sie stets als Ansprechpartnerin zur Verfügung stand.
Der Spagat zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlichen Möglichkeiten
Als nun offizielle Chefin hat die 43-Jährige schon einige Vorstellungen über die Zukunft ihrer Footballer. „Wir wollen endlich von dem verrückten dritten Platz runterkommen“, meint Abenthum – natürlich nach oben. „Es ist aber noch nicht Ziel, in die 2. Liga aufzusteigen.“ Man wolle lieber finanziell stabil bleiben, denn „die Sponsoren lassen sich nicht vermehren und wir möchten die Mitgliedsbeiträge nicht erhöhen“. Dann lieber anständig Regionalliga spielen, so ihre Devise.
Zum X-Press ist sie als Fan gekommen, kurz nachdem der Verein gegründet worden war. Vor vielen Jahren schrieb sie als footballbegeisterte Jugendliche sogar einen Artikel über den X-Press für die Schülerzeitung. Sie selbst spielt aber nicht Football – nur einmal habe sie es probiert. „Da habe ich gleich einen Tackle mitgekriegt, das hat gereicht“, lacht sie. Aus beruflichen Gründen legte sie eine „Football-Pause“ ein. Erst als ihre beiden Kinder, der mittlerweile 18-jährige Sohn und die 14-jährige Tochter, angefangen haben, Football zu spielen, hieß es: „Möchtest du als Mama nicht mal helfen?“
Angefangen hat sie mit Betreuung und Catering während der Spiele. Später wurde das Unternehmen, das sie leitet, die Lohnsteuerhilfe Landsberg, ein Hauptsponsor des Landsberg X-Press – und sie Schatzmeisterin.
Sie betreut auch ausländische Spieler
Als Frau einen Footballverein zu führen, ist ungewöhnlich – das stört Sue Abenthum nicht: „Auch wenn da 80 Männer stehen würden, sage ich meine Meinung.“ Probleme habe sie bisher keine gehabt. „Ich werde immer ernst genommen.“ Sie hat sogar einen Spitznamen bei den Spielern: „Mamabär“, weil sie ihre Footballer stets verteidigt und sich um sie sorgt. Wenn für auswärtige Spieler gerade keine Wohnung verfügbar ist, nimmt sie die ab und an bei sich zu Hause in Fuchstal auf. Manchmal funktioniert das Zusammenleben so gut wie im Fall von Triston McCathern, genannt „T-Dub“, dass der Spieler auch noch länger bleibt. „T-Dub hat eine komplette Saison bei uns gewohnt, er war richtig in die Familie integriert“, erzählt Abenthum. „Er hat mit den Kindern Playstation gespielt und wenn noch andere von den amerikanischen Spielern kamen, habe ich teilweise für acht Mann gekocht.“ Die so entstandene Freundschaft hält bis heute an.
Mit Verein und Arbeit bleibt Susan Abenthum nicht viel Freizeit. Deshalb nimmt sie im Privaten auch mal die Hilfe von Freunden an. „Wenn der Kühlschrank leer ist oder die Kinder irgendwo abgeholt werden müssen. Mein System ist auf vielen Säulen aufgebaut“, erklärt sie. Ihr Beruf sei zwar anstrengend, aber es sei „positiver Stress“. Ihr Geheimnis ist wohl, dass sie liebt, was sie tut: „Du bist danach zwar fertig, aber glücklich fertig.“
Ab und an hat aber selbst Sue Abenthum frei, dann werden die Smartwatch und das Telefon ausgeschaltet. Die Zeit verbringt sie am liebsten mit ihrem Lebensgefährten oder den Kindern, unternimmt zum Beispiel Städtereisen mit der Familie. Danach geht es aber mit voller Energie wieder los: „Wenn ich mir einen Tag frei nehme und mal in die Therme gehe, fühle ich mich gleich wieder erholt, ich brauche dazu keine zwei Wochen Urlaub.“
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| Landsberger Tagblatt