Watkins bekommt die Hauptrolle

Brandon Watkins begutachtet einen Schulterschutz nach dem anderen, den Knut Dins aus dem Schrank holt. Nein, noch ist kein passender dabei, aber das ist kein Problem, denn „am Tackle-Training muss Brandon nicht gleich teilnehmen“, sagt Dins. Der Vorsitzende des Landsberg X-PRESS ist froh, dass der neue Quarterback gut in Landsberg angekommen ist, und jetzt soll sich der 21-Jährige erst mal einleben und in die Mannschaft integrieren.

Seit ein paar Tagen ist der Amerikaner bereits am Lech, seine Teamkollegen haben ihn empfangen und ihm gleich mal die Stadt und nähere Umgebung gezeigt. Der erste Eindruck, so Watkins, sei gut. „Landsberg ist eine schöne, historische Stadt“, erzählt er. Und auch der „kleine See“ – gemeint ist der Ammersee – habe ihm gut gefallen. In Cleveland „haben wir drei Seen, die sind viel größer“, erzählt er – da sei er andere Dimensionen gewöhnt, weshalb auch der Lech von ihm nur als „kleiner Fluss“ bezeichnet wird.

Doch das alles ist nur Beiwerk, schließlich ist er nicht gekommen, um hier eine Sightseeingtour zu machen, sondern um Football zu spielen. „Zu Hause habe ich mir schon ein paar Videos von deutschen Spielen angesehen“, erzählt Brandon Watkins, doch was wirklich auf ihn zukommt, da muss er sich überraschen lassen, denn es ist sein erster Ausflug nach Übersee.

Vor Kurzem hat Watkins seinen Collegeabschluss gemacht, und das in nicht ganz typischen Fächern: Zum einen Sportmanagement – für einen Profi noch üblich, ganz im Gegensatz zu seinem zweiten Schwerpunkt: Theater. „Mein Dozent wollte, dass ich in den nächsten Monaten in einem Stück als Schauspieler auftrete, aber das geht ja jetzt nicht mehr“, erzählt Watkins, denn das Engagement in Landsberg war ihm wichtiger. Und schließlich bekommt er hier beim X-PRESS als Quarterback auch die Hauptrolle.

Seine Mutter war übrigens begeistert, als er ihr von seinen Plänen erzählte: „Sie sagte gleich, das sei sicher eine tolle Erfahrung, die ich da machen könnte.“ Eher skeptisch hingegen sei sein Vater gewesen, der „mich am liebsten begleitet hätte“, erzählt er mit einem Schmunzeln.

Dabei war es sein Vater gewesen, der Watkins zum Football gebracht hat. Liebe auf den ersten Blick war es für den heutigen Quarterback übrigens nicht: „Damals war ich sechs Jahre alt und ich hatte gar keine Lust. Aber nach ein paar Jahren hat es mir dann richtig Spaß gemacht.“ Zwar versuchte er sich noch in anderen Sportarten – Basketball und Rugby zum Beispiel – doch diese konnten Football keine Konkurrenz machen.

Jetzt freue er sich auf die nächsten Monate. Coach Martin Hintermayr will er unterstützen und „einfach jedem Spieler helfen, damit er noch besser wird“, und der ganzen Mannschaft zu einer erfolgreichen Saison. Am 2. Mai steht das erste Punktspiel für den Landsberg X-PRESS in der Regionalliga an: Um 17 Uhr sind die Burghausen Crusaders im Sportzentrum zu Gast und die „Nummer 1“ kann ihre Premiere feiern. Diese Nummer wollte Watkins nämlich, denn „es ist meine Lieblingszahl“ – vermutlich nicht nur auf dem Trikot.

Landsberger Tagblatt | 19.März 2015